Was ist die beste Alarmanlage für mich, worauf ist zu achten, braucht es all die Zertifikate und Normen?
Ein Überblick zu:
DIN VDE V 0826-1, DIN EN 50131-1 Grad 1 bis 4, VdS A, B, C, Home und die
Installation von Smart-Home-Systeme, Alarmanlagen und die Normen dazu
DIN VDE V 0826-1 (VDE V 0826-1)
Die VDE-Norm bildet die Grundlage für die Planung, Auswahl von Gefahrenwarnanlagen sowie Smart-Home Alarmanlagen und weiteren Komponenten der Sicherheitstechnik sowie Errichtung / Installation, Betrieb, Bedienung und Instandhaltung.
Bei der Auswahl von Smart Home-Alarmanlagen ist abzuwägen, welche Funktionen gebraucht werden. Sind Themen wie Einbruch, Brand, Gasaustritt, Bedrohungen oder austretendes Wasser Teil des Smart-Home-Konzeptes, ist diese Norm betroffen.
Ein Sicherheitssystem nach DIN VDE V 0826-1 kann dabei wesentliche Aufgaben einer Gefahrenmeldeanlage übernehmen. Diese dienen der frühzeitigen Warnung sowie zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Personen- und Sachschäden wie:
- Einbruch,
- Brand oder gefährliche Gase,
- austretendes Wasser,
- technische Defekte.
Bei allen anderen Anwendungen muss darauf geachtet werden, dass diese keine Störungen bei Drittsystemen verursachen.
Für die Funktionalität der Sicherheitstechnik schreibt die DIN VDE V 0826-1 den Einsatz von hierfür geprüften und zertifizierten Geräten und Komponenten zur Bildung entsprechender Alarmsysteme vor.
In vielen Anwendungsfällen soll per Internet auf Smart Home-Alarmsystem zugegriffen werden können. Um ausschließlich gewünschte Zugriffe zuzulassen, sind IT-Vorgaben und bestimmte Sicherheitsvorkehrungen nach DIN VDE V 0826-1 zu treffen.
VdS-Alarmanlagen
Weitere Normen für Alarmanlagen gibt die VdS Schadenverhütung GmbH raus. Diese kommen in erster Linie bei hohen Hausratswerten und gewerblichen Alarmanlagen in Betracht. Meist werden diese von Versicherungsunternehmen berücksichtigt beim Abschluss von einer Hausratversicherung oder einer Inventarversicherung.
Einteilung der VdS-Sicherungsklassen für Alarmanlagen:
VdS-Sicherungsklassen
VdS – Klasse A – Sicherungsklassen SH1 bis SH4
Eine Alarmanlage der Sicherungsklasse SH1 bis SH4 verfügt über einen einfachen Schutz gegen Überwindungsversuche.
Die privaten Objekte (Haus, Wohnung) werden mit Bewegungsmeldern überwacht. Wenn es der Versicherer verlangt, muss auch das Öffnen, der Verschluss und das Durchgreifen von Fenstern und Türen überwacht werden. Die Zwangsläufigkeit muss erreicht werden.
Zwangsläufigkeit bezeichnet in der Sicherheitstechnik die Einrichtung von Gefahrenmeldeanlagen dahingehend, dass sie nur noch dann Alarm auslösen, wenn tatsächlich ein außergewöhnliches Ereignis eingetreten ist. Zwangsläufigkeit ist dann erreicht, wenn die Zahl der Falschalarme auf ein Minimum reduziert wurde. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsläufigkeit
VdS – Klasse B – Sicherungsklassen SG1 bis SG2
Eine Alarmanlage der Sicherungsklasse SG1 bis SG2 verfügt über einen mittleren Schutz gegen Überwindungsversuche.
Die abzusichernden Risiken und die Auslegung der Alarmanlage entspricht der VdS-Klasse A. Darüber hinaus sollen auch Durchstiege von Fenstern, Lichtkuppeln, Schaufenstern und sonstigen Gebäudeöffnungen überwacht werden.
Türen, die nach Außen führen, müssen auf Öffnen und Verschluss überwacht werden. Die Zwangsläufigkeit (siehe oben) muss gegeben sein.
VdS Klasse C – Sicherungsklassen SG3 bis SG6
VdS-Alarmanlage der Sicherungsklasse SG3 bis SG6 verfügt über einen hohen Schutz gegen Überwindungsversuche. Es muss eine komplette Außenhaut- sowie eine Fallenüberwachung vorgenommen werden. Es sind Türen und auch Wände auf Durchgriff und Durchstieg zu überwachen.
VdS – Home
„Der Einsatz von Produkten und Dienstleistungen mit einer VdS-Anerkennung erfolgt im Allgemeinen bei mittleren, hohen oder besonders hohen Risiken. Beispielsweise sind Banken und Sparkassen typische Anwender sehr hochwertiger VdS-anerkannter Alarmanlagen, aber auch Handelsgeschäfte werden oft mit Einbruchmeldeanlagen ausgestattet. Die erforderliche Abstufung nimmt VdS durch die Einteilung in drei Klassen (A, B und C) vor.
Bereits die Anforderungen der untersten Klasse A übersteigen in vielen Punkten die Anforderungen nach deutscher oder internationaler Norm. Langjährige Erfahrung und ständiger Austausch mit Polizei, Behörden, Errichtern, Herstellern und Versicherern garantieren ein Höchstmaß an Sicherheit.“
„VdS Home schließt die Lücke zwischen dem breiten Angebot nicht geprüfter Sicherungsprodukte und den besonders hochwertigen (mitunter entsprechend hochpreisigen) klassischen VdS-anerkannten Anlagen, insbesondere Brand- und Einbruchmeldeanlagen.
Die herkömmlichen VdS-anerkannten Anlagen werden vielfach gesetzlich oder vom Versicherer gefordert. Bei VdS Home Produkten ist der Wunsch des Privatanwenders nach Schutz und Komfort die Triebfeder. Sie bieten eine hervorragende Alternative, wenn vom Versicherer keine Maßnahmen gefordert werden und dennoch ein adäquates Schutzniveau erreicht werden soll.“
DIN EN 50131-1 Grad 1 – geringes Risiko
Ein Einbrecher hat nur geringe Kenntnis über Einbruchmeldeanlagen und verwendet eine begrenzte Zahl leicht erhältlicher Werkzeuge.
Das Alarmsystem kann unerfahrene Angreifer abwehren. Es schützt die auffälligsten Zugangspunkte, wie Eingangstüren und Fenster. Es eignet sich für Objekte, bei denen eine geringe Wahrscheinlichkeit eines Einbruches besteht und in denen keine Wertsachen sind.
DIN EN 50131-1 Grad 2 – geringes bis mittleres Risiko
Ein Einbrecher hat nur geringe Kenntnis über Alarmanlagen und verfügt über leicht erhältliche und ggf. tragbare Werkzeuge.
Die Alarmanlage kann erfahrene Angreifer abwehren, die Spezialausrüstung verwenden. Es schützt Türen, Fenster und andere Zugangspunkte. Es eignet sich für Wohnungen, Häuser, Büros und Läden ohne hohe Sachwerte. Ab der DIN EN 50131-1 Grad 2 kann man KfW-Förderungen beantragen. (Sprungmarke Förderung)
DIN EN 50131-1 Grad 3 – mittleres bis hohes Risiko
Der potenzielle Einbrecher ist mit Einbruchmeldeanlagen vertraut und hat einen umfassenden Werkzeugbestand sowie elektronische Geräte zur mobilen Verfügung.
Neben jeglichen möglichen Zugangspunkten werden auch Wände, Decken, Keller und Dächer geschützt. Meist findet die Norm im gewerblichen Umfeld seine Anwendung.
DIN EN 50131-1 Grad 4 – hohes Risiko
Ein Einbrecher / Räuber ist mit Einbruchmeldeanlagen vertraut. Er hat Geräte, die das Austauschen von Teilen einer Alarmanlage ermöglichen. Der Einbruch / Raub wird im Detail geplant. Das Gefahrenmeldesystem kann professionell agierenden Gruppen standhalten, die Einbrüche und Raubzüge im Voraus planen und komplett ausgerüstet sind. Die Norm bezieht sich auf Objekte, die höchstmöglichen Risiken (von Einbrüchen bis Terrorangriffen) ausgesetzt sind.
Häufig steht der Facherrichter vor dem Problem, dass er eine Einbruchmeldeanlage sowohl nach VdS-Klassifizierung (Klassen A, B oder C) als auch nach DIN VDE 0833 (Klassifizierung nach Graden 1 bis 4) installieren soll. Hier stellt sich nun die Frage der Vergleichbarkeit beider Regelwerke.
Vergleich: DIN VDE V 0826-1, DIN EN 50131-1 Grad 1 bis 4, VdS A, B, C, Home
ohne den Anspruch es allen recht zu machen, könnte man grob sagen:
EN 50131 Grad 2 gleicht der VDS Klasse A.
EN 50131 Grad 3 gleicht der VDS Klasse B.
EN 50131 Grad 4 gleicht der VDS Klasse C.
Stark verallgemeinert könnte man sagen VdS-Home, DIN VDE V 0826-1 und die EN 50131 Grad 1 entsprechen der gleichen „einfachen“ Risikoklasse.
Sind Alarmanlagen, die weder VdS noch DIN EN 50131 zertifiziert sind, gut?
Nur weil einerseits eine Alarmanlage nicht vom VdS oder einem anderen Institut zertifiziert oder normiert ist, heißt das nicht, dass dieses Alarmsystem automatisch minderwertiger ist. Es heißt nur, dass sie nicht zertifiziert ist. Für den Laien erschwert das die Vergleichbarkeit.
Andererseits heißt es auch nicht, dass eine VdS-zertifizierte Alarmanlage oder eine nach DIN EN 50131 zertifizierte Anlage automatisch zu Ihrem Schutzbedürfnis und Ihren Lebensumständen passt.
Die VdS Schadenverhütung GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), (Quelle: https://vds.de/ueber-vds) so werden hier in erster Linie die Interessen der Versicherer vertreten, die die Risiken und Folgen eines Einbruches oder Diebstahles tragen. Diese haben dafür Normen entwickelt, damit die Technik für Ihre Risikoauswertung entsprechende Regeln erfüllt und von Hersteller zu Hersteller vergleichbar ist.
Diese Interessen sind zu großen Teilen mit Ihren als Alarmanlagenkunde deckungsgleich, aber eben nicht unbedingt vollständig. Themen wie Licht- und Jalousiensteuerungen, KFZ-Absicherung, Videotechnik, KI-Auswertungen, Hausnotrufe, Zutrittskontrollen etc. sind meist in der Prüfung eines VdS-Systems nicht berücksichtigt. Oft sind auch nur einzelne Komponenten einer Alarmanlage zertifiziert und nicht alle.
So gibt es am Markt viele Lösungen, die sich aufgrund ihrer schnellen Weiterentwicklung und weil sie nicht nur das Thema Sicherheit bedienen, eine Zertifizierung sparen, aber dennoch konform sind. Es gibt in diesem Segment auch sehr gut Lösungen. Hier ist dann der Fachberater bzw. Facherrichter gefragt.
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